Eindrücke vom Konzert des Mädchenchores der Singakademie an der Bertolt-Brecht-Oberschule

Leben? Oder Theater?

Nach der Premiere im Jüdischen Museum Berlin (Blumenthal Akademie) am 25. und 26.11.2017 fand nun das Wiederholungskonzert für das Kollegium, die Schüler*innen und Eltern unserer Schule in der Aula der Bertolt-Brecht-Oberschule statt. 

Charlotte Salomon, 1917 in Berlin geboren, wurde 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordet. Im Exil an der Côte d’Azur malt sie um ihr Leben. Wie in einem Rausch schafft sie mehr als 800 Gouachen, die sie „Leben? Oder Theater – Ein Singspiel“ nennt.

„C’est toute ma vie“, soll sie ihrer amerikanischen Gönnerin Ottilie Moore gesagt haben, als sie ihr eine Mappe mit den Zeichnungen überreicht. Vermutlich ahnt sie, dass ihr nur noch kurze Zeit bleibt.

Charlotte Salomons ganzes Leben ist reich. Reich an Kultur, reich an Gefühl, reich an Schicksal. Mit enormer Weitsicht und Empathie schlüpft sie in die Figuren, welche sie auf ihren Gouachen verewigt. Auf sehr eigensinnige Weise und dennoch im Geiste ihrer Zeit verknüpft sie Malerei mit Texten und Musik. Sie schöpft ganz aus der Fülle der bildungsbürgerlichen deutschen Familie jüdischen Glaubens kurz nach der Jahrhundertwende: Bach trifft auf Operette, Faust auf Christus.

Diesem umfangreichen Werk haben sich der Mädchenchor der Sing-Akademie sowie Schüler*innen der Bertolt-Brecht-Oberschule gewidmet. Berliner Künstler*innen entwickelten gemeinsam mit den 12- bis 20-Jährigen ein multimediales Büh- nenstück für ein Publikum ab etwa 10 Jahren.

Für die Produktion der Sing-Akademie wurden von Tobias Schwencke Kompositionen geschaffen, die flankiert sind von musikalischen Zitaten, welche Charlotte Salomon klug und mit ironischem Witz wählt. Der Prozess des Malens, das Sich-Erheben über das irdische Schicksal tritt in den Mittelpunkt der Inszenierung. Projektionen von Charlotte Salomons Bildern stellen die Verbindung her zwischen der bildenden und darstellenden Ebene. Die Mädchen der Sing-Akademie erforschen das Material und gehen den Weg Charlottes noch einmal gedanklich und sängerisch nach. In schlichten Bildern wird so Geschichte erlebbar als interdisziplinäres Bühnenstück. Das Werk Charlotte Salomons hat überdauert und erzählt eine Geschichte, die sich vom Dunkel des Nationalsozialismus befreit.

Musikalische Leitung: Friederike Stahmer

Idee, künstlerische Gesamtleitung und Produktion: Cornelia Schlemmer

Regie und Libretto: Anke Schüler

Komposition und Arrangements: Tobias Schwencke

Videoinstallation: Stefanie Trambow

Gefördert und unterstützt wird das Projekt vom Berliner Projektfonds kulturelle Bildung, dem Jüdischen Museum Berlin, der Sing-Akademie zu Berlin, der Filmuniversität Konrad Wolf, der Bertolt-Brecht-Oberschule Spandau sowie der Wave-Akademie Berlin.

WEITERE INFORMATIONEN:

https://www.jmberlin.de/leben-oder-theater

www.sing-akademie.de

Abb.: Collection Jewish Historical Museum, Amsterdam

© Charlotte Salomon Foundation | Charlotte Salomon® Gestaltung: Cornelia Schlemmer

Filmmitschnitt des Konzertes im Jüdischen Museum am 25.11.2017 (Ausschnitt)